Saison 2007/08
 Test-Länderspiel


Wembley Stadium
(London / England)

Mittwoch, 22. August 2007

England -

Deutschland

 

1:2 (1:2)


Tore:

1:0 (9.) Frank Lampard

1:1 (26.) Kevin Kuranyi

1:2 (40.) Christian Pander


   Zuschauer: 86.133

 

Nachdem die englische Nationalmannschaft 2001 das allerletzte Match im alten Wembley-Stadion mit 0:1 gegen Deutschland verloren hatte, dachte man sich wohl, dass man das deutsche Team auch recht früh wieder ins neue Stadion einlädt um diese Schmach zu tilgen. So wurde das zweite Länderspiel in jenem Stadion sofort gegen die deutsche Nati gespielt, das erste Spiel endete vor knapp drei Monaten 1:1 gegen Brasilien. Ich hörte im Mai das erste Mal von dem Stattfinden dieses Spiels. Nach einer Rücksprache mit Christian, buchte ich dann auch recht schnell eine Busfahrt nach London, da die Flüge zu diesem Zeitpunkt natürlich schon vollkommen überteuert waren. Consti und Tim waren auch schon für den Bus angemeldet.
Nach langer Warterei war dann endlich der Nachmittag des 21. August gekommen und ich machte mich um etwa 16:40 Uhr aus dem Haus, denn 50 Minuten später fuhr in Friedberg der Zug nach Frankfurt. Ich hatte stockenden Verkehr vor mir und so wurde es 17:15 Uhr, bis ich mein Auto parken konnte. Christian war schon da und hatte auch schon ein Bierchen in der Bahnhofs-Kneipe in Friedberg hinter sich. Ich zog mir noch ein Ticket (6,60 Euro für 22 Minuten Bahn fahren *kopfschüttel*) und ging auf Gleis 2. Um 17:52 Uhr kamen in Frankfurt am Hauptbahnhof an und es folgte zuerst eine Mahlzeit beim McD. Es war ca. 17:30 Uhr, als wir den Fast-Food-Laden verließen und uns gemütlich zur Bushaltestelle an der Südseite des HBF machten. Unterwegs trafen wir Consti und Tim, sowie an der Bushaltestelle ebenfalls das ein oder andere bekannte Gesicht.
Die Busse kamen recht pünktlich an, aber bis die ganzen Verspäteten eintrudelten und wir uns auf dem Weg machten, war es auch schon 19:50 Uhr. Der Doppeldecker-Bus war schon komplett voll und Christian, Consti, Tim, ich und sechs andere setzten uns in den normalen Reisebus. Nach zwei Stunden Fahrt und über einer Stunde Verspätung erreichten wir den Kölner HBF bei, den Christian schon jahrelang kennt und auch ich schon mit ihm zu tun hatte. In seinem Gefolge waren u.a. ein Leverkusener und ein Oberhausener. Der Bus war sowieso komplett bunt gemischt, mit weiteren Leverkusenern, Kölnern, Uerdingern usw.
Wie dem auch war, so ca. 22 Uhr fuhren wir von Köln weg mit dem ersten Zwischenziel Calais. Da Ex an jenem Tage Geburtstag hatte, gab es ein wenig Wodka und JägerM, die er mitgebracht hatte. So wurde der erste Teil der Fahrt ziemlich lustig, bis nach und nach die ersten Personen einschliefen. Für mich gab es leider nur eine Mütze voll Schlaf, denn als ich gerade einschlief wurden wir geweckt, da wir kurz von Calais waren. Um 6:30 Uhr konnten wir mit dem Bus auf die Fähre fahren und stiegen aus. Wir hatten ziemlich starken Wellengang, so dass selbst der Gang zur Toilette lustig wurde. Die Fährüberfahrt von Calais (FRA) nach Dover (ENG) sollte normal eine knappe Stunde dauern, aber wegen des Sturmes dauerte sie das Doppelte. Von der Fähre weg, hatten wir in ENG dann erst knapp 10 Km gefahren, als beide Busse stoppten. Es waren wohl drei Personen nicht rechtzeitig vom Deck der Fähre in die Busse gekommen und die Busse waren weg. Nach dieser knappen halben Stunde Pause ging es weiter schnurstracks in Richtung London. Die Hauptstadt Englands mussten wir einmal fast komplett umrunden, da sich das Stadion im Nordwesten der Stadt befindet. Nach der Abfahrt vom Highway mussten wir zuerst noch durch kleine, enge Gassen. Endlich am Stadion angekommen, hatte der Busparkplatz noch geschlossen. Mittlerweile war es auch schon fast 12 Uhr (englischer Zeit), als wir endlich den Bus verlassen konnten und es zog uns in die Stadt.
Schon an der U-Bahn-Station "Wembley-Park" ging wieder eine halbe Stunde flöten, da die guten Herren im Ticketshop das Wort "Arbeit" für mich im negativen Sinne neu definiert haben. Wir fuhren an den Picadilly Circus und aßen erst einmal zu Mittag. Christian, Consti und Tim im BK, Frank und ich im McD. Danach buchten wir für 19 britische Pfund (etwa 28,50 Euro) eine Stadtrundfahrt. Im typisch englischen Doppeldecker saßen wir oben, wo sie das Dach abmontiert hatten. Die knapp zweistündige Fahrt führte uns an den wichtigsten Londonern Sehenswürdigkeiten wie z.B. Big Ben, Westminster Abbey, Tower, Tower Bridge, Buckingham Palace usw., vorbei. Mittlerweile war es dann auch schon 16:30 Uhr und wir verdrückten uns in eine gemütliche Sports-Bar nähe Picadilly Circus. Es floss der ein oder andere Pitcher Bier unsere durstigen Kehlen hinunter und gab Kleinigkeiten zu essen. So gegen 18 Uhr machten wir uns in überfüllten U-Bahn-Waggons auf dem Weg zum Stadion. Ein absoluter Zufall, dass in genau dieser gleichen Bahn und auch genau in diesem Abteil wo wir einstiegen Michi stand. Er ist ein Bekannter von mir aus Garmisch. Schon am Mittag im Menschengewühl vom Picadilly Circus haben wir uns gesehen. Zufälle gibt´s :-)
Am Stadion angekommen, ging es gleich rein. Die Eingangskontrollen waren überraschend lasch. Oder besser gesagt, sie fanden gar nicht statt. Auch sehr überraschend, aber mal das krasse (aber gute Beispiel) im Gegensatz zum deutschen Fußball, wo man sich jedes Mal beim Betreten eines Stadion einer halben Leibesvisitation unterziehen muss. Und passiert ist Nichts: Seht ihr Polizei und DFB, es geht auch so !!! Im Stadion kaufte ich mir dann ein Programmheft für unverschämte 6 Pfund (etwa 9 Euro), aber so war ich wenigstens mein letztes Tommy-Geld los. Weg vom Fanstand, liefen mir mit Steffen und Boris zwei weitere Bekannte von mir aus Eichelsdorf über den Weg. Nach einem kurzen Smalltalk ging es weiter erst einmal an den Zaun, der den deutschen und englischen Block trennte. Dort wurden sich Gesangesschlachten vom Feinsten geliefert. Als ich dann so gegen 19:15 Uhr das Stadion betrat, kam gerade die deutsche Nati zum Aufwärmen und nur kurz darauf folgte die Englische. Ich schoss dann eine ganze Reihe an Fotos und stellte mich auf meinen Platz, wo Christian schon stand und Consti und Tim auch gerade eintrafen. Dann wurden die beiden Staatsoberhäupter auf den riesigen Leinwänden eingeblendet und das ganze Stadion pfiff sie aus :-) Bei den Hymnen der beiden Mannschaften präsentierten beide Fan-Blocks jeweils recht nette Choreos.
Schiedsrichter Massimo Busacca aus der Schweiz pfiff die Partie an und die Engländer legten los wie die Feuerwehr. Logische Konsequenz war die frühe Führung durch Chelsea´s Frank Lampard, nach bereits neun Spielminuten und das Stadion tobte, was aber auch das einzige Mal sein sollte. Nach diesem Tor hatte England noch zwei, drei gute Gelegenheiten, aber Jens Lehmann (der bei jeder Ballberührung von den Tommys ausgepfiffen wurde) hielt glänzend und machte somit seinen Fehler vom 0:1 wieder wett. Dennoch musste man zu diesem Zeitpunkt Angst haben, dass die deutsche Rumpfelf (insgesamt elf Absagen) hier gehörig unter die Räder kommt. Nach 20 gespielten Minuten kam der erste Angriff der der deutschen Mannschaft mit einem strammen Schuss von Thomas Hitzlsperger zum Abschluss, welchen ENG-Keeper Paul Robinson nur abprallen lassen konnte und der Befreiungsschlag der Abwehr landete dann bei Bernd Schneider. Das alte Schlitzohr "Schnix" zwirbelte das Leder in Richtung linker Torwinkel und wieder zeigte Robinson eine Schwäche, denn er konnte den Ball nur leicht vor der Linie stoppen und der Ball fiel einfach nach unten. Kevin Kuranyi musste ihn nur noch einschieben. Danach schönes Kurzpassspiel des deutschen Teams und man kam selbst zu der ein oder anderen Chance. In der 40. Minute nahm sich dann Debütant Christian Pander (der beim 0:1 auch ganz übel ausgetanzt wurde) ein Herz und drosch die Pille aus gut und gerne 22 Meter ohne Anlauf in den Winkel. Echt geil, dessen linke Klebe. Der deutsche Block tobte natürlich und die Stimmung war am Siedepunkt. Hatte man vorher schon im Gesangsduell gegen 80.000 Engländer die Nase klar vorne, wurden die Anfeuerungsrufe der deutschen Fans noch lauter und enthusiastischer. In der Halbzeit wechselte Briten-Coach Steve McLaren dann seinen Torhüter Robinson (der eh schon in der Kritik stand und sich ab dem 1:1 heftige Pfiffe anhören musste) vom Feld und brachte David James in die Kiste. Die erste Viertelstunde nach dem Wechsel waren die deutschen klar tonangebend, aber man versäumte es das dritte Tor zu machen. Mit der Einwechslung von Shaun Wright-Philips kam noch mal Leben ins englische Spiel, denn dieser vernaschte Arne Friedrich ein uns andere Mal. Aus dem guten Kurzpassspiel gab es plötzlich massig Fehlpässe von uns im Mittelfeld und die englische Angriffs-Lawine rollte ein ums andere Mal auf das deutsche Tor zu. Mal hielt Lehmann stark und mal scheiterten die Tommys an ihrem eigenen Unvermögen. In den letzten zehn Minuten kamen wir dann auch hin und wieder mal zu Entlastungsangriffen und somit hielt unsere Abwehr die kompletten 90 Minuten plus 4 Minuten Nachspielzeit dicht. Die englischen Fans waren schon binnen wenigen Minuten komplett aus dem Stadion verschwunden, während die deutschen Fans den Sieg im Prestige-Duell mächtig mit dem Team feierten. Während der 15-minütigen Blocksperre sah ich in im deutschen Fanblock noch HSV-Kultmasseur Hermann Rieger und schoss noch schnell ein Foto mit ihm.
Danach ging es zurück an den Bus, wo Christian und ich uns sofort ein Sieger-Bier gönnten. Weitere 15 Minuten später waren beide Busse komplett anwesend und die Heimfahrt konnte beginnen. Nach etwa einer Stunde waren die Biervorräte oben im Bus leer und man wollte bis zur Fähre nicht mehr stehen bleiben um es aufzufüllen, denn man erhoffte sich evtl. eine Fähre früher nach Calais zu fahren als mit der gebuchten Fähre. So entschieden wir uns dann ein wenig zu schlafen. Das frühere Fahren klappte leider nicht, so dass wir zwei Stunden Aufenthalt in Dover hatten. Das wurde abwechselnd mit Bier trinken und schlafen verbracht. Letztendlich musste ich noch in den Shop um mir die "Sun" zu kaufen und die Berichte zum Spiel zu lesen. Gegen 6:30 Uhr fuhren wir auf die Fähre und etwa eine Viertelstunde später legte diese auch schon ab. Dieses Mal mit weniger Wellengang dauerte die Fahrt knappe anderthalb Stunden, aber wegen der Zeitumstellung war es dann doch schon 9:15 Uhr als wir in Frankreich wieder festen Boden unter den Rädern hatten. In Belgien wurde weitere anderthalb Stunden später gefrühstückt und am Rasthof Aachener Land (dem ersten in Deutschland) deckten sich beide Busse mit Bild-Zeitungen und Kölner Express, sowie dem Kicker ein um die Berichte über das gestrige Spiel zu lesen. Der Doppeldecker-Bus fuhr direkt weiter nach Frankfurt, während wir noch in Köln die 35 Leute abluden. Um 14:15 Uhr wurde sich dann am Hauptbahnhof von Ex, dem Oberhausener und den Leverkusenern verabschiedet und in einem fast leeren Bus ging unsere Fahrt weiter gen Mainmetropole. Als wir dort ankamen, war es 16 Uhr, Christian und ich hatten einen Zug leider um fünf Minuten verpasst und mussten noch 25 Minuten warten. Der Zug brachte uns nach Friedberg, wo ich mich etwa um 17 Uhr von Christian verabschiedete. Eine halbe Stunde später um 17:30 Uhr war ich dann rundum glücklich, aber total erschöpft von dem 49-Stunden-Trip selbst zu Hause und konnte nach einer Dusche meine Couch beglücken.
Fazit: Ein rundum absolut gelungener Ausflug !!! Und es gibt halt drei Sachen im Leben, die werden sich vermutlich auch nie ändern: England hat seit Peter Shilton ein Torhüter-Problem, England kann ohne Betrug wie 1966 im Wembley nicht gegen Deutschland gewinnen und wird nie Sieger in einem Elfmeter-Schießen. Die ersten beiden Sachen haben sich gestern ja wieder bestätigt :-)