Saison 2007/08
2. Bundesliga

22. Spieltag

Stadion am Bieberer Berg
(Offenbach)

Sonntag, 02. März 2008

Kickers Offenbach -
FC St. Pauli

4:3 (1:2)


Tore:

0:1 (30.) René Schnitzler

1:1 (32.) Moses Sichone

1:2 (40.) Fabio Morena

1:3 (46.) Filip Trojan

2:3 (71.) Suat Türker

3:3 (84.) Thomas Wörle

4:3 (86.) Ricardo Sousa


Zuschauer: 13.238

 

Heute stand für den OFC ein sehr wichtiges Spiel auf dem Plan. Nach dem Spiel in der Vorwoche, als man in der letzten Minute in Augsburg noch den Ausgleich kassierte und die Gegner zu einem großen Teil Punkte gut machen konnten, kam heute der FC St. Pauli nach Offenbach. Der Neu-Aufsteiger war fulminant in die neue Saison gestartet, musste aber in den letzten Spielen einiges an Plätzen einbüßen. So konnten alle vier Spiele nach der Winterpause nicht gewonnen werden. Zwar verlor man auch keins, aber mit vier Unentschieden kommt auch nicht wirklich weiter. Mit einem Sieg konnte der OFC heute nach Punkten gleich ziehen mit den Hansestädtern.
Sven und ich fuhren ja sowieso immer nach Offenbach. Die anderen hätten eigentlich selbst Fußball spielen müssen, aber wegen des andauernden Regen und des Sturmtiefs "Emma" wurde deren Spiel auch abgesagt. So fuhren wir an jenem Sonntag morgen mal wieder mit zwei Autos nach Offenbach. In einer Karre Markus und Nani, sowie in meiner Kiste Sven, meine Schwester Jessica und ich. Abfahrtszeit blieb auch wie immer gleich, 12 Uhr bei mir. Gegen 12:40 Uhr kamen wir in Offenbach an und es war schon ziemlich viel los, egal ob an Polizei oder auf den Parkplätzen. Die anderen Fünf gingen schon in den Stadion-Innenraum, während Sven und ich uns im Fanshop noch Tickets für das übernächste Auswärtsspiel in Kaiserslautern kauften. Im Stadion hatten wir die anderen auch schnell wieder getroffen und nach ein wenig quasseln gingen wir gegen 13:15 Uhr in den Block, welcher auch schon recht gut gefüllt war. Es wurde wieder ein wenig über alles möglich geredet und so verging die Zeit bis zu Spielbeginn wie im Flug.
Nach dem ersten kleinen Abtasten hatte Offenbach in den ersten Minuten optisch mehr vom Spiel und durch Ricardo Sousa und Aristide Bancé auch die ersten Chancen des Spiels. Noch nicht einmal zehn Minuten waren gespielt, als Rechtsverteidiger Christian Müller verletzt ausscheiden musste und für ihn Bastian Pinske auf´s Spielfeld kam. Der Gast konnte sich nach und nach etwas befreien und traute sich nach genau einer halben Stunde erstmals über die Mittellinie. Und typisch für unsere wackelige Abwehr trafen sie auch gleich. Moses Sichone und Martin Hysky gingen nicht energisch genug ran. Der Ball kam mehr oder weniger zufällig zu René Schnitzler und dieser spitzelte das Leder an Cesar Thier vorbei in die Maschen. Aber nur zwei Minuten danach schlug der OFC zurück: Nach einem Foul an Oualid Mokhtari brachte Ricardo Sousa den Freistoß in den Strafraum. Zuerst flog der Ball über Freund und Feind hinweg, bis zu Moses Sichone. Der setzte sich gegen Rothenbach in Kopfballduell durch und köpfte zum Ausgleich ein. Erneut nur ein paar Minuten danach der zweite Vorstoß der Gäste aus dem Hamburger Stadtteil. Es gab ebenfalls Freistoß, dieses Mal aus den linken Rückraum. Alexander Ludwig brachte ihn in Richtung Tor, einige Spieler flogen vorbei und Cesar Thier ließ ihn in der Überraschung, dass kein Spieler an den Bal kam, nur abprallen. Fabio Morena reagierte gedankenschnell und verwandelte direkt vor Thier zur erneuten Gäste-Führung (40.). Es herrschte einen seltenst da gewesene Stille auf dem Bieberer Berg. Auch beim Gang in die Pause gab es zum Glück keine Pfiffe, sondern Anfeuerungen. Die einzigen Pfiffe gab es für die Spieler des FC St. Pauli, die sich nach dem 1:2 unmöglich verhalten hatten. Mit Gesten, teilweise auch obszön (z.B. mit dem Arsch wackeln vor dem Block 2b), brachten sie das gesamte Publikum gegen sich auf. In der zweiten Halbzeit hatte St. Pauli Anstoß und nach einem langen Ball hatte man in der OFC-Abwehr Probleme. Martin Hysky spitzelte den Ball weg von René Schnitzler, aber ausgerechnet vor die Füße von jenem Filip Trojan, der sich nach dem 1:2 mit obszönen Gesten vor der Waldemar-Klein-Tribüne besonders hervor getan hatte. Dieser erzielte nach nur 16 Sekunden in der zweiten Halbzeit das 1:3. Das OFC-Publikum geschockt und es war erneut totenstill. Aber man fand sich glücklicherweise recht schnell wieder und peitschte die Mannschaft nach vorne. Das Auspfeifen der Gästespieler (besonders natürlich Filip Trojan) überstieg eine Lautstärke, wie ich sie seit dem Drama-Derby vergangenes Jahr nicht mehr gehört hatte. Alexander Ludwig knallten kurz darauf die Sicherungen durch. Moses Sichone sprang ein wenig mit gestreckten Beinen in ihn rein, aber Ludwig trat dem OFC-Innenverteidiger nach dem Zweikampf mit voller Wucht auf das linke Knie. Ludwig erhielt zu Recht die knallrote Karte und Sichone musste kurz darauf ausgewechselt werden. Trojan wurde ebenfalls ausgewechselt und der OFC schöpfte nach der roten Karte neue Hoffnung. Hamburg stellte sich nur noch hinten rein und Fußballgott Suat Türker verkürzte nach einer Flanke von Thorsten Judt per Kopf in der 71. Minute auf 2:3. Kurz darauf stand Suat Türker nach einem Zuspiel von Aristide Bancé ganz alleine vor Gäste-Keeper Patrick Borger, jedoch verzog er meilenweit und die Hoffnung der OFC-Fans sank so langsam. Allerdings wurden die Angriffe des OFC in den letzten Minuten endlich überlegter. Es entwickelte sich fast ein Scheibenschießen auf das Hamburger Gehäuse. So auch in der 84. Minute, als es nacheinander Thorsten Judt, Ricardo Sousa und Suat Türker versuchten. Eben nach jenem Türker-Schuss konnte Borger den Ball nur abklatschen lassen und Thomas Wörle setzte zum umjubelten Ausgleich in die Maschen (84.). Bereits direkt nach dem Anstoß von St. Pauli sagte ich zu Sven noch: "Jetzt müssten wir weiter machen, die sind doch tot. Ich will dieses Spiel noch gewinnen!!!" Scheinbar hatte mich Ricardo Sousa erhört, denn nur anderthalb Minuten nach dem Ausgleich schlenzte er den Ball aus fast 20 Metern in den linken Winkel. Unglaublich, ich dachte echt das Dach der Waldemar-Klein-Tribüne würde abheben bei diesem Jubel. Das waren echt Emotionen, wie man sie wohl fast nur beim Sport erleben kann. Leider hatte unser Torschütze mindestens genauso viel Adrenalin in sich und bei seinem Jubel-Lauf riss er sich das Trikot vom Leib. Da er schon mit gelb vorbelastet war, musste er somit natürlich mit der Ampelkarte vom Platz. Mir fiel das sofort auf und ich sagte - während die anderen noch lauthals jubelten - schon wieder zu Sven "Na prima, jetzt spielen wir auch zu Zehnt fertig!" Wie dem auch sei, St. Pauli schaffte es nach dem defensiven Spiel und zerstörerischen Verhalten in den 20 Spielminuten zuvor nicht mehr den Hebel umzulegen und hatte bis Spielende keine weitere Chance mehr. Der OFC-Anhang musste nur noch einmal zittern, und zwar als die Hulla in der Nachspielzeit bei einem langen Ball unserem Buddy Pinske an den Oberarm fiel. Der Schiedsrichter hat es glücklicherweise nicht gesehen und nach den zwei zusätzlichen Minuten war der 4:3-Sieg des OFC unter Dach und Fach. Nicht zu glauben, was das für ein Spiel war. Ich denke, davon wird man vielleicht noch in Jahren sprechen. Der Jubel war groß und fast eine halbe Stunde nach dem das Spiel beendet war, war der Block noch halbvoll und es wurde gefeiert. Auch wir blieben noch ein wenig länger und atmeten nach diesem unglaublichen Ding erst einmal richtig durch. Die anderen vier fuhren dann gegen 16:15 Uhr nach Hause, während Sven, Jessica und ich zu Siggo nach Schwalheim fuhren um vor dem Eishockey noch mal den ein oder anderen Siegerschoppen zu uns zu nehmen.