Saison 2008/09
3. Liga
7. Spieltag
Stadion am Bieberer Berg
(Offenbach)
Samstag, 20. September 2008 / 14:00 Uhr
Kickers Offenbach -
FC Carl Zeiss Jena
2:1 (0:1)
Tore:
0:1 (34.) Niels Hansen
1:1 (53.) Michael Kokocinski
2:1 (78.) Christian Fröhlich
Zuschauer: 6.512
Ernüchternd, was anderes fällt mir dazu nicht ein! Mein Eishockey-Team, der EC Bad
Nauheim kassierte am Vortag nach glänzendem Saisonstart eine herbe 1:5-Heimklatsche und heute wartete der triste Drittliga-Alltag meines Lieblings-Fußballteams, dem OFC, auf mich. Der Gast heute
war zwar etwas namhafter, denn der FC Carl-Zeiss Jena, seines Zeichens dreimaliger DDR-Meister und 1991 unterlegener Finalist im Europapokal der Pokalsieger, aber alles in allem lockt das
Mittelmaß der dritten Liga in Offenbach leider ehrlicherweise nur wenige Neu-Zuschauer hinter dem Ofen hervor, dies zeigte die heutige Zuschauerzahl von nur noch 6.512 mal wieder ganz deutlich.
Aber da meine trottelige, abgrundtiefe Liebe zum OFC auch das 1:2 in Wuppertal und die 0:4-Klatsche in Braunschweig nicht bremsen können, war ich natürlich wieder “uff de Kiggäs“, diese Frage
stellte sich für mich gar nicht.
Sven musste bis 12 Uhr arbeiten und von daher kam er erst gegen 12:15 Uhr zu mir. Kurz
später waren wir auch schon unterwegs in Richtung Offenbach. Verkehr war, wie immer, keiner und wir kamen um kurz nach 13 Uhr in Offenbach an. Am Fancontainer wurde noch ein wenig geplaudert,
ebenso auch kurz darauf, als wir dann gegen 13:30 Uhr im Fanblock standen und um uns herum die altbekannten Gesichter waren.
Der von mir in den letzten Spielen viel gescholtene Schiedsrichter Peter Sippel pfiff
die Partie pünktlich um 14 Uhr an und der OFC begann druckvoll. Binnen der ersten fünf Minuten hatte man zwei kleine Chancen gegen Jenaer, welche zum ersten Mal mit Interimstrainer Mark
Zimmermann (er löste Henning Bürger nach dem 0:6 zu Hause gegen die U23 des VfB Stuttgart ab) an der Seitenlinie antraten. Man merkte den Spielern des FCC in diesen Minuten die Verunsicherung
genau an. Völlig unverständlich zog sich der OFC nun ein wenig zurück und überließ Jena weite Teile des Mittelfeldes, was diese nutzten um sich so langsam ins Spiel zu finden. In der 13. Minute
hatte Niels Hansen die erste Gäste-Chance, als er nach einem Ziegner-Eckball knapp am OFC-Gehäuse vorbei köpfte. Bei einem Aufsetzer von Torsten Ziegner musste der Kickers-Schlussmann Robert
Wulnikowski seine ganzen 192 Zentimeter Körperlänge ausstrecken, um den Ball geradeso noch um den Pfosten lenken zu können. Jener Torsten Ziegner, der sich in den letzten Wochen in unterirdischer
Form präsentierte, war zu diesem Zeitpunkt bester Mann auf dem Platz. Dementsprechend war er natürlich auch am Führungstreffer der Gäste beteiligt. Er passte aus dem Mittelkreis nach rechts auf
Carsten Sträßer und dessen lange Flanke über Freund und Feind hinweg erreichte am hinteren Torpfosten Niels Hansen, welcher zum 0:1 einköpfen konnte (34.). Von nun an war der OFC endlich wach!
Kapitän Martin Hysky und zwei Mal Matthias Morys hatten beste Chancen, aber scheiterten entweder an Jenas Keeper Carsten Nulle oder schossen über das Tor. Der OFC hatte nun endlich angefangen
Fußball zu spielen und wurde aber jäh durch den Halbzeitpfiff des Schiedsrichters gestoppt. In der Pause brachte Coach Hans-Jürgen Boysen nun den 10er Benjamin Baier für Linksverteidiger Daniel
Damm. Baier ging auf seine gewohnte Position und für Damm rückte der 6er Michael Kokocinski hinten links in die Viererkette. Offenbach machte dort weiter, wo sie in der ersten Halbzeit aufgehört
hatten, und zwar mit druckvollem Spiel nach vorne. Nach nur vier Minuten wurde Matthias Morys im Strafraum unsanft zu Fall gebracht und Schiedsrichter Sippel entschied auf Strafstoß. Der gerade
erst eingewechselte Benjamin Baier schnappte sich den Ball und trat an. Ich sagte noch zu Sven: “Nee, oder? Ein Fünfer, dass er leider verschießt!“. Sven nahm die Wette zum Glück (für ihn) nicht
an, denn Baier krönte seine schwachen Leistungen der letzten Spieler und sein Elfmeter wurde flach rechts von Nulle pariert. Nun sprach eigentlich alles für Jena, aber der OFC spielte weiter nach
vorne. Und glücklicherweise gelang auch ziemlich direkt nach dem verschossenen Elfmeter der Ausgleich. Einen Eckball von Tosunoglu beförderte Michael Kokocinski mit dem Knie zum Ausgleich ins
Netz (53.). Es spielte weiterhin nur der OFC und einzig und alleine Torhüter Carsten Nulle hielt die Hoffnungen Jena´s auf einen Punktgewinn am Leben. Er parierte zwei Mal gegen Tufan Tosunoglu
und auch hielt auch den Kopfball von Mirnes Mesic glänzend. Die einzige Jenaer Chance im zweiten Abschnitt hatte Robert Müller, dessen Direktabnahme von Wulnikowski aber recht locker entschärft
werden konnte (71.). Weiter ging der Kickers-Express in Richtung FCC-Tor. Mittlerweile war auch Christian Fröhlich auf OFC-Seiten eingewechselt. Dieser hatte sicherlich einiges an Wut im Bauch,
durfte er in der Vorsaison nach diversen Querelen mit Trainer/Vorstand des FC Carl-Zeiss doch nur zwei Zweitliga-Spiele bestreiten und musste den Rest der Saison bei der zweiten Mannschaft
trainieren und auch spielen. Zu seinem Profidebüt kam auch B-Team Spieler Ugur Albayrak, über den auch der nächste Angriff des OFC lief. Morys im Doppelpass mit Albayrak, dann der Pass auf
Tosunoglu, welcher auf der rechten Seite den Überblick behielt und den am langen Pfosten freistehenden Fröhlich sah. Und dieser hatte keine Mühe mehr den Ball in der 78. Minute zur 2:1-Führung
des OFC einzuschieben. Ausgerechnet Fröhlich! Solche Geschichten schreib wohl nur der Fußball... Für das letzte Highlight sorgte dann der bis dahin ganz stark haltende Carsten Nulle. Nulle, als
bekennender Eintracht-Fan bekannt und wohl auch Mitglied bei den Ultras Frankfurt war schon mit gelb vorbelastet und rannte in der Nachspielzeit mit nach vorne. Ein langer Freistoß und Nulle
attackierte Steffen Haas völlig übermotiviert und sinnlos mit dem Ellbogen in Richtung Brustkorb, so dass Sippel nichts anderes übrig blieb, als ihn mit der Ampelkarte vom Feld zu schicken. Auch
beim Abgang machte er sich keine Freunde, denn provozierende Gesten in Richtung Publikum sollte man als Profisportler eigentlich unterlassen können. In einem Interview wenige Tage nach dem Spiel
sagte er einer Zeitung auf die Frage ob er hin und wieder mal zu übermotiviert wäre "Nur gegen Offenbach war es anders. Die kann ich nicht leiden...". Welch ein Vollpfosten! Einfach nur
lächerlich! Aber egal, eigentlich habe ich dieser Person hiermit schon wieder viel zu viel Aufmerksamkeit zukommen lassen. Der Unparteiische pfiff kurz darauf ab und die drei Punkte für den OFC
waren eingetütet. Man hörte auf der Waldemar-Klein-Tribüne nach dem Ende der Partie einige Steine vom Herzen der Kickers-Fans plumpsen. Bei einer Niederlage wäre man wohl dicke in die
Abstiegszone gerutscht und so könnte man bei 4-6 Punkten aus den Spielen in Aalen und gegen Bremen II eventuell wieder leicht nach oben schielen.
Nach dem applaudieren für die Spieler ging es recht flott nach Hause. Dort wurde die
Sportschau angeschaut und dann ging es nach Glashütten auf einen Disco-Abend, um den OFC-Sieg noch ein wenig zu feiern. Für mich aber nur mit Wasser, denn ich fuhr um 4 Uhr direkt weiter nach
Aßlar, um von dort die Reise nach Berlin anzutreten, wo der EC Bad Nauheim am Sonntag spielte.
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